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Interview mit Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg und Bremer Gewürzhandel-Gründer Daniel König
Gemeinsam im Einsatz gegen weibliche Genitalverstümmelung
Bremen, 6. Februar 2020. Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation – FGM) zählt weltweit zu den grausamsten Menschenrechtsverletzungen. Dennoch sind täglich Millionen Mädchen und Frauen dieser Gefahr ausgesetzt. Seit 2003 findet jedes Jahr am 6. Februar der Internationale Tag gegen Weibliche Genitalverstümmelung statt. Einer, der seit zwanzig Jahren gegen Genitalverstümmelung kämpft, ist Globetrotter und Survivalexperte Rüdiger Nehberg. Gemeinsam mit seiner Frau Annette gründete er im September 2000 die Menschenrechtsorganisation TARGET - Rüdiger Nehberg e.V. Das Ziel der Organisation ist es, dem Brauch der Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen, der in Afrika und Asien leider nach wie vor praktiziert wird, ein Ende zu bereiten. Daniel König, Gründer und Geschäftsführer des Bremer Gewürzhandels, zählt zu den treusten Mitstreitern und spendet seit zehn Jahren von jedem verkauften Produkt einen festen Betrag an Target e.V.
Zunächst kreierte König für TARGET ein Produkt, die afrikanische Gewürzmischung Ras-el-Hanout, von der bis heute 50 Cent je verkauftem Beutel an TARGET gespendet werden. Dabei blieb es aber nicht. Nach und nach kamen weitere Produkte hinzu. Heute werden beim Verkauf aller weiteren Produkte 5 Cent, bei ausgewählten Produkten sogar bis einen Euro gespendet. Insgesamt beläuft sich der Spendenstand auf 100.000 Euro. Das soziale Engagement fasst Daniel König unter dem Titel „Genusshelfer-Initiative“ zusammen.
Wir haben Rüdiger Nehberg und Daniel König getroffen und ihnen ein paar Fragen gestellt.
Herr Nehberg, im September ist es 20 Jahre her, dass Sie die Menschenrechtsorganisation TARGET – Rüdiger Nehberg e.V. gegründet haben. Was hat Sie dazu bewegt, TARGET ins Leben zu rufen?
"Alle deutschen Menschenrechtsorganisationen, denen wir uns anschließen wollten, gaben unserer Idee keine Chance, den Brauch FGM (Female Genital Mutilation) mit der Kraft des Islam zu beenden. Islam deshalb, weil die meisten Opfer Muslimas sind und er falsch mit dem Koran gerechtfertigt wird. Es hieß „Der Islam ist nicht dialogfähig.“ Auf meinen Reisen hatte ich andere Erfahrungen gemacht und vom ersten Moment an haben wir allen das Gegenteil bewiesen."
Wie schwierig war oder ist es, hier ein Umdenken in den betroffenen Ländern anzustoßen?
"Was fünftausend Jahre in die Köpfe der Menschen eingehämmert wurde, ist nicht von heute auf morgen zu tilgen. Seit Entstehen des Islam und Christentums wird es zudem falsch mit den Religionen gerechtfertigt. Dazu kommen das strikte Tabu, darüber zu sprechen, fehlende Bildung und die Rechtlosigkeit der Frauen, was das Ende der Tradition verzögert. Dennoch waren wir überrascht, welche Offenheit wir als Fremde überall erfahren haben und welche Fortschritte."
Welche Erfolge konnten Sie bis heute mit TARGET erzielen?
"Das Nomadenvolk der Afar (Äthiopien) hat den Brauch per Stammesbeschluss unter Strafe gestellt. In Dschibuti, Guinea-Bissau, Mauretanien und Ägypten wurde er auf unsere Initiative von den Obersten Räten für Islamische Angelegenheiten verboten. Ausschlaggebend waren die Bilddokumente, die Annette von den Dramen gemacht hat und die wir den Entscheidern präsentiert haben. Dazu kamen die anders lautende Suren aus dem Koran. Der absolut größte Erfolg war unsere Internationale Gelehrtenkonferenz in der Azhar zu Kairo. Sie ist vergleichbar mit dem Vatikan. Ägyptens Großmufti Ali Gom’a hatte dafür sogar die Schirmherrschaft übernommen. Das historische Resultat (Fatwa, theologisches Rechtsgutachten) lautete: „Weibliche Genitalverstümmelung ist ein strafbares Verbrechen, das höchste Werte des Islam verletzt.“ Das ist die wichtigste Voraussetzung für ein Ende."
Daniel König, seit vielen Jahren unterstützen Sie TARGET über ihre eigene Genusshelfer-Initiative, indem Sie mit dem Verkauf jedes Ihrer Produkte spenden. Wie kam es dazu und wie fiel die Entscheidung auf TARGET?
"Ich bin am Rande des Harzes aufgewachsen und schon in meiner Kindheit viel gewandert. Ich begeistere mich für Outdoor-Aktivitäten, die Natur und bin seit Jahren großer Fan von Rüdiger Nehberg. So kam es, dass ich vor Jahren einen seiner Vorträge besuchte. Rüdigers Wunsch, seinem Schaffen jeden Tag einen nachhaltigen Sinn zu geben, sprach mir aus dem Herzen und so kam es, dass ich mir überlegte, wie auch ich meinen Beitrag leisten kann – und das jeden Tag. Ich griff kurzerhand zum Telefon, rief bei Annette und Rüdiger an und erzählte Ihnen von meiner Idee, ein Produkt zu kreieren, von dessen Einnahmen ein Teil an TARGET geht. Aus einem Telefonat wurde Freundschaft und in mein Leben traten zwei Menschen, die ich nie mehr missen möchte.“
Herr Nehberg, im September feiert TARGET sein 20-jähriges Bestehen. An welchen Moment erinnern Sie sich besonders?
"An die besagte Konferenz in der Azhar. Das war der globale Durchbruch. Aber genauso unvergesslich sind jene Einzelschicksale, Frauen, die nach den Beschlüssen weinend und dankbar Annette umarmt und fast erdrückt haben. Dann war es die Inbetriebnahme unserer Fahrenden Krankenstation, die jahrelang in der Danakilwüste bei den Afar unterwegs war. Und 2015 war es die Eröffnung unserer Geburtshilfeklinik in der Danakil. Ein autarkes Dorf, deutscher Standard, 75 Mitarbeiter, vier Hektar Land. Eine Vorzeigeklinik, die unterstützt wird vom Berufsverband deutscher Frauenärzte. Und von Menschen wie Daniel König."
Gibt es Pläne für das Jubiläum?
"Selbstverständlich! Aber das bleibt eine Überraschung."
Welche Ziele haben Sie mit TARGET e.V. – Rüdiger Nehberg für die Zukunft?
"Für uns gibt es noch ein einziges Hauptziel. Das ist die Verkündung der Kairo-Fatwa in Mekka an der Kaaba. Ein Transparent mit der Aufschrift „FGM ist Sünde!“ Zur Pilgerzeit erreicht man dort bis zu vier Millionen Pilger in ihrem tiefsten Herzen. Doch eine solche Demonstration bedarf der Zustimmung des Universalerben des Propheten und das ist der König von Saudi-Arabien. Weil in seinem Land nicht verstümmelt wird, wird er sich die Dimension des Schadens für die Frauen nicht vorstellen können. Deshalb möchte ich ihn um eine Minute seines Lebens bitten, um ihm die Bilder des Verbrechens zu zeigen. Ich bin sicher, dass er dann per Königsdekret die Verkündung in Mekka befehlen wird. Eine Unterschrift von zehn Zentimetern Länge. Es wäre ein menschheitsgeschichtlich unauslöschliches Ereignis, das der Welt von anderen Werten der Religion künden würde, als es die Terroristen versuchen."
Herr König, auch in Ihrer Region gibt es viele Projekte, die dringend finanzielle Unterstützung benötigen. Planen Sie, Ihr Engagement auszuweiten?
"Für die Zukunft planen wir, die Genusshelfer-Initiative auch für regionale Projekte und Kooperationspartner zu öffnen. Den Fokus legen wir nach wie vor auf die schutzbedürftigsten Mitglieder der Gesellschaft. Aber auch das Thema ökologische Nachhaltigkeit steht weit oben auf der Agenda. In den kommenden Monaten haben wir viel vor."
Herr Nehberg, Herr König und Sie sind beide gelernte Bäcker und Konditoren und privat befreundet. Wenn Sie einen Abend verbringen, wird dann auch mal gebacken?
Nein, dann findet eine Innungsversammlung statt (lacht). Ein Tagesordnungspunkt ist beispielsweise Daniels beispielloses kaufmännisches Leitmotiv: „Wenn ein Kaufmann pro Produkt keine 5 Cent für soziale Zwecke abzweigen kann, dann stimmt etwas mit seiner Kalkulation nicht.“
Weitere Informationen über TARGET e.V. und die GENUSSHELFER-Initiative finden Sie hier.
Pressekontakt
Petra Arentzen
Email: marketing@bremer-gewuerzhandel.de
Telefon: +49 421-30 644 70